
Beihilfe zur Steuerhinterziehung: Was tun, wenn Ihnen der Vorwurf gemacht wird?
Der Vorwurf der Beihilfe zur Steuerhinterziehung kann weitreichende Konsequenzen haben. Viele Betroffene stehen plötzlich vor einem Ermittlungsverfahren und wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. In diesem Beitrag erfahren Sie, was unter der Beihilfe zur Steuerhinterziehung zu verstehen ist, welche Strafen drohen und wie Sie sich bestmöglich verteidigen.
Was bedeutet Beihilfe zur Steuerhinterziehung?
Grundsätzlich begeht eine Person Beihilfe zur Steuerhinterziehung, wenn sie einem Täter vorsätzlich dabei hilft, Steuern zu hinterziehen. Dabei kann sich die Unterstützung in verschiedenen Formen äußern, beispielsweise durch:
- Die Bereitstellung falscher Unterlagen,
- Das Verschleiern von Einkünften oder Vermögenswerten,
- Die Beratung zur Umgehung steuerlicher Vorschriften,
- Die Nutzung von Offshore-Konten zur Verschleierung von Einkünften.
Juristisch betrachtet regelt § 27 des Strafgesetzbuches (StGB) die Beihilfe, während die eigentliche Steuerhinterziehung nach § 370 der Abgabenordnung (AO) strafbar ist.
Welche Strafen drohen?
Die Strafe für Beihilfe zur Steuerhinterziehung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Maßgeblich ist das Ausmaß der Steuerhinterziehung und der Grad der Beteiligung. Grundsätzlich sind folgende Konsequenzen möglich:
- Geldstrafe: In weniger schwerwiegenden Fällen wird meist eine Geldstrafe verhängt, deren Höhe sich unter anderem nach dem Einkommen des Beschuldigten richtet.
- Freiheitsstrafe: Sollte ein Gericht eine Geldstrafe für nicht ausreichend halten, kann eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren drohen.
- Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zehn Jahren: Falls die Steuerhinterziehung in großem Umfang begangen wurde (ab 50.000 € Schadenssumme) oder eine andere Variante eines besonders schweren Falls vorliegt, kann das Gericht eine härtere Strafe verhängen.
Die Strafe kann im Fall der Geldstrafe im Wege eines Strafbefehlsverfahrens festgesetzt werden, was eine Art von schriftlichem Verfahren ist. Wenn der Beschuldigte einen Verteidiger hat, kann der Strafbefehl auch eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr auf Bewährung enthalten. Alle anderen Strafen kann das Gericht nur nach vorheriger mündlicher Hauptverhandlung aussprechen.
Wie verhalten Sie sich richtig, wenn ein Verfahren droht?
Sollten Sie Post von der Steuerfahndung oder der Staatsanwaltschaft erhalten, ist es wichtig, besonnen zu handeln. Folgende Schritte sind essenziell:
1. Keine vorschnellen Aussagen treffen
Viele Betroffene fühlen sich unsicher und möchten sich sofort rechtfertigen. Doch unüberlegte Aussagen gegenüber Ermittlungsbehörden können sich nachteilig auswirken. Schweigen ist Ihr gutes Recht – nutzen Sie es!
2. Einen erfahrenen Strafverteidiger hinzuziehen
Ein Anwalt für Steuerstrafrecht kann die Situation richtig einschätzen und eine geeignete Verteidigungsstrategie entwickeln. Idealerweise sollte die Kontaktaufnahme mit dem Anwalt erfolgen, bevor Sie eine Aussage machen.
3. Akteneinsicht beantragen
Ihr Verteidiger kann Akteneinsicht beantragen und so feststellen, auf welcher Grundlage die Ermittlungen beruhen. Erst nach dieser Einsicht kann eine angemessene Verteidigung erfolgen.
4. Beweise sichern
Falls Sie über Dokumente oder E-Mails verfügen, die Ihre Unschuld belegen, sollten Sie diese sichern. Allerdings gilt Vorsicht: Das absichtliche Vernichten von Beweismaterial kann als Verdunkelungshandlung gewertet werden, die wiederum die Gefahr birgt, dass Sie in Untersuchungshaft genommen werden.
Mögliche Verteidigungsstrategien
Ein guter Strafverteidiger wird verschiedene Ansätze prüfen, um Sie zu entlasten. Häufige Verteidigungsstrategien sind:
- Fehlender Vorsatz: Falls Sie nicht wussten, dass Ihre Handlungen zur Steuerhinterziehung beitragen, könnte eine Verurteilung entfallen.
- Geringfügige Beteiligung: Wenn Ihr Beitrag minimal war, kann eine Einstellung des Verfahrens gegen eine geringe Geldauflage erreicht werden.
- Kooperation mit den Behörden: In geeigneten Fällen kann eine Kooperation mit den Steuerbehörden eine Strafmilderung bewirken.
Fazit: Handeln Sie besonnen und professionell
Ein Verfahren wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung ist eine ernsthafte Angelegenheit. Mit der richtigen Strategie und einem erfahrenen Anwalt an Ihrer Seite können Sie jedoch Ihre Verteidigung optimal gestalten. Wichtig ist, nicht in Panik zu verfallen, sondern strategisch und überlegt vorzugehen.